Tag 13 – Les Alpilles

Für unseren letzten richtigen Tag (morgen haben wir auf der Fahrt nach Grenoble auch noch ein bisschen Programm) haben wir uns das hiesige Hochgebirge ausgesucht – der krönende Abschluss gewissermaßen. Wobei Hochgebirge übertrieben ist – der höchste Gipfel ist nur knapp 500 m hoch, sie wirken aber durch die davor brettebene Landschaft richtig gebirgig.

Nach dem gewohnt frühen Frühstück ging es also los. Unser erster Halt sollte die Abbay de Montmajour sein, da sie aber noch nicht geöffnet hatte, mussten wir uns noch ein paar andere Punkte zum „Zeitvertreib“ suchen. Den ersten solchen Punkt fanden wir bei einem römischen Aquädukt zur Versorgung von Arelate (Arles), der hier „einfach so“ in der Landschaft steht. Durchaus sehenswert, auch wenn er natürlich nicht ganz mit dem Pont du Gard mithalten kann. Der ausgewiesene Parkplatz ist allerdings gemeingefährlich – die Rampe von der Straße aus ist recht steil. Glücklicherweise sind kurz vor uns zwei Spanier vom Parkplatz gefahren, so konnten wir mithören, dass sie wohl unten aufgesetzt hatten – ein Schicksal, dass Stean durch entsprechend vorsichtige Fahrweise vermeiden konnte.

Die Ruinen machen sich ganz schön in der Landschaft.

Unser nächster Halt war eine alte Windmühle, der Moulin de Daudet. Französische Schüler kennen wohl alle das Werk „Les lettres des mon moulin“ von Alphonse Daudet und scheren sich auch nicht weiter darum, dass der Autor nie in der Region gelebt und auch diese Mühle nie betreten hat (die Briefe schrieb er wohl in Paris) – seit das Werk in den Schulkanon aufgenommen wurde, erfuhr die Mühle einen regelrechten Besucheransturm.

Inzwischen hatte auch die Klosterruine geöffnet, so dass wir zur Abbay de Montjamour zurück fuhren. Das Kloster entstand im 10. Jahrhundert aus einer Gemeinschaft von Eremiten. In den folgenden Jahrhunderten gewann das Kloster immer mehr Einfluss (und Größe), was jedoch in der französischen Revolution wieder verloren ging. In dieser Zeit wurden sogar die Steine, aus denen das Kloster gebaut war, verkauft, um Häuser in Arles zu bauen. Im 19. und 20. Jahrhundert wurde die Anlage unter Denkmalschutz gestellt und in der Folge teilweise restauriert. Mittlerweile kann man sogar Teile der alten Klostergebäude (z.B. das Refektorium und Kapitelsaal) wieder betreten, auch der Kreuzgang ist wieder schön hergerichtet. Sowohl die Abteikirche als auch die darunterliegende Krypta sind voll zugänglich und vom Wehrturm aus hat man einen schönen Blick über das Umfeld.

Darstellung der Tarasque.
Fotografin bei der Arbeit im Kreuzgang.
Arles liegt nicht weit vom Kloster.

Danach ging es weiter nach Les Baux de Provence. Das dort im Mittelalter herrschende Fürstengeschlecht führt sich auf Balthasar von den heiligen drei Königen zurück und führte daher den Stern von Bethlehem im Wappen. Am Fürstenhof wurde der Überlieferung zufolge die Kunst der Troubardoure erfunden und entwickelt. Nachdem das Haus des Baux im 15. Jahrhundert ausstarb, ging die Stadt an die Grafen der Provence über. In Folge der Religionskriege wurde die Stadt auf Befehl von Kardinal Richelieu geschleift. Nach langen Verwicklungen ging die Stadt nach der französischen Revolution auch mal an das Fürstenhaus Grimaldi – die noch heute auch den Titel „Comtes des Baux“ tragen. Das Dorf ist – nach einer Phase des Raubbaus an der alten Bausubstanz – mittlerweile ein echter Touristenort: Restaurant reiht sich an Laden, reiht sich an Bistro, reiht sich an Geschäft,… Im Sommer muss hier die Hölle los sein, aktuell ist es noch einigermaßen überschaubar, da sich die Massen noch ein bisschen verlaufen. Allerdings ist das ganze Dorf autofrei (mit mehreren Besucherparkplätzen am Eingang – es erinnert ein kleines bisschen an Mont Saint Michel, natürlich alles viel kleiner und ohne Kloster). Die Ruine der alten Burganlage ist eine der flächenmäßig größten von ganz Frankreich und bietet durch verschiedene Türme gute Ausblicke. Unser persönliches Highlight dort war allerdings nicht die französische Landschaft, sondern eine Blaumerle, die sich wunderschön präsentiert hatte.

Auf dem Plateau gab es viele Tausendfüßer.
Der Blick zurück in Richtung der Abbaye de Montmajour.
Das Dorf unterhalb der Festung.
Kurz landete eine Blaumerle in der Felswand.

Nachdem wir mit Les Baux (wo übrigens auch Bauxit gefunden und abgebaut wurde – daher der Name des Minerals) fertig waren, sind wir nach Aureille weitergefahren, wo wir uns gute Chancen auf Sichtungen von Adlern oder Geiern ausgerechnet haben. Und nach einem kurzen Abschnitt auf einem Wanderweg (auf dem wir einige Kühe auf anliegenden Weiden scheinbar etwas verängstigt haben – sie scheinen hier nicht viele Touristen zu haben) wurden wir dann auch fündig: über einem Bergkamm kreisten mehrere Schlangenadler, zwischendurch auch ein paar Falken, Schwarzmilane, Segelflugzeuge und „Matratzenflieger“.

Burgruine oberhalb von Aureille.
Schlangenadler beim Rütteln.
Am Himmel war ganz schön viel Betrieb.

Nachdem wir dort ausgiebig den Flug der Adler bewundert hatten, machten wir uns auf den Rückweg. Auf einer der Weiden (die Kühe wirkten schon etwas gelassener als beim Hinweg) sahen wir noch ein Rothuhn, das dort etwas zu fressen suchte. Danach kehrten wir nach Saintes Maries zurück – wir wollten heute abend ja noch zumindest einen großen Teil unseres Gepäcks packen, morgen werden wir dem Campingplatz schließlich den Rücken kehren.


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Kommentare

2 Antworten zu „Tag 13 – Les Alpilles“

  1. Avatar von Gab
    Gab

    Durch Eure tollen Bilder sind der Biologieunterricht sehr interressant und der Geschichtsunterricht überhaupt nicht trocken. Ich wünsche Euch ein gute letzte Nacht in Eurer schönen Hütte.

  2. Avatar von Gab
    Gab

    Die Kommentare zu den Bildern gehören natürlich auch zum Unterricht 😄😄.