Da heute noch mal leicht wechselhaftes Wetter angekündigt war, haben wir uns entschieden, heute lieber Arles zu besuchen und uns die Alpilles für morgen aufzuheben. In einer Stadt kann man einfach etwas flexibler auf das Wetter reagieren als in den Bergen.
Nach dem obligatorischen Frühstück auf der Terrasse sind wir also in die Stadt aufgebrochen, die wir uns eigentlich schon für den Ostersonntag rausgesucht hatten – bis uns bei der Urlaubsvorbereitung aufgefallen war, dass in Arles an Ostern traditionell mit der Osterferia die dortige Stierkampfsaison beginnt. Und den Trubel wollten wir uns lieber nicht antun (zumal wir natürlich die Arena besichtigen wollten, was wir uns bei parallel dort stattfindenden Stierkämpfen etwas schwierig vorgestellt haben). Unser Plan sah also vor, heute ganz friedlich die Stadt zu besichtigen – wir hätten allerdings vielleicht auch noch mal in die Liste der örtlichen Märkte schauen sollen, dann hätten wir festgestellt, das genau Mittwochs in Arles Markt ist. Und demnach waren natürlich etliche Plätze rund um die Altstadt voll und auch einige Parkplätze gesperrt. Von dem Verkehr wollen wir mal lieber gar nicht erst reden. Aber letzten Endes haben wir dann doch noch einen Platz in einem altstadtnahen Parkhaus gefunden. Von dort ging es dann in die Altstadt, in der noch einige Relikte aus der Römerzeit stehen. Am auffälligsten natürlich die Arena, das Amphitheater. Ähnlich wie das Pendant in Nîmes wurde auch die Arena in Arles im Mittelalter zur Festung ausgebaut (daher stehen heute noch einige Wehrtürme an der Außenwand) und wurde als Stadtviertel bewohnt. Und ebenso wie in Nîmes wurden die inneren Häuser im 19 Jahrhundert abgetragen, um den ursprünglichen zustand der Arena wieder herzustellen.
Direkt neben der Arena liegt das alte Theater (von dem allerdings nicht mehr so viel erhalten ist wie beispielsweise in Orange).
Außerdem gibt es noch eine Thermenanlage (nicht ganz so prachtvoll wie zum Beispiel die Kaiserthermen in Trier, aber auch ganz nett). Einen der Räume konnten wir leider nicht besichtigen, da auf der dorthin führenden Brück über einen Mauerabschnitt eine Katze in der Sonne gedöst hat. Und da sie schon sehr grimmig geschaut hat, als wir in ihre Nähre gekommen sind und sie mit den ganzen Störungen durch Touristen sonst nie auf ihre ca. 15 Stunden Schlaf für ein gesundes Katzenleben kommen würde, haben wir diese eine Nische dann eben nur aus ein paar Metern Entfernung begutachtet.
Ein etwas verstecktes Juwel ist der alte Unterbau des Forums. Die genaue Bedeutung ist noch unklar (vermutlich wurde hier unter anderem Getreide gelagert), es ist ein U-förmiger Kellertrakt, der mit Rundbögen ausgebaut ist. Der Zugang liegt unter dem Rathaus – und an der Front desselben findet man keinen Hinweis auf den römischen Unterbau (auf der Rückseite gibt es dann schon ein Hinweisschild – aber wer sucht schon hinter dem Rathaus?)
Daneben liegt die Kathedrale Saint Trophime mit zugehörigem Kreuzgang – natürlich nicht aus der Römerzeit, sondern aus dem Mittelalter (und mit einige Steinen erbaut, die vorher mal Teil des Theaters gewesen sind). Sowohl die Kirche als auch der Kreuzgang sind auf jeden Fall einen Besuch wert.
Das letzte große Monument, für das die Stadt wirbt (und einen gemeinsamen Tagespass verkauft, den wir uns natürlich geholt haben) ist Alyscamps, eine alte Nekropole aus der Römerzeit, die im Mittelalter weiterhin genutzt wurde und aus der dann auch ein Friedhof hervorgegangen ist. Dort sollen sich in der Frühzeit des Christentums nachts Christen getroffen haben – die Römer haben sich nach Einbruch der Dunkelheit nicht mehr in die Nekropole getraut, daher war man dort relativ sicher. Heute stehen dort entlang der alten Straße noch etliche Steinsarkophage (die schönsten hat man natürlich zwischenzeitlich in ein Museum gebracht). Außerdem gibt es noch Reste bzw. die Ruine von zwei christlichen Kirchen, die dort gebaut wurden.
Für uns war das Feld auch aus naturinteressiertem Aspekt ein Erfolg, denn auf dem Deckel eines der Sarkophage saßen zwei Geckos, die sich dann allerdings sehr schnell in den Riss des gesprungenen Deckels verdrückt haben, wo wir sie zwar noch recht gut sehen, aber nicht mehr so gut fotografieren konnten. Außerdem sind über dem Gelände auffallend große Vögel gekreist, die wir (wir waren ja in der Stadt und hatten weder Ferngläser noch das Teleobjektiv dabei) zwar nicht eindeutig identifizieren konnten. Nach Sichtung der mit dem normalen Objektiv aufgenommenen Bilder, sind wir uns sicher, dass es sich um Gänsegeier handelt. In den in der Nähe liegenden Alpillen nisten verschiedene Adler und Geier. Wir sind mal gespannt auf morgen.
Damit waren wir dann allerdings mit den großen Monumenten durch – und auf die Museen, die in unserem Ticket enthalten waren, hatten wir irgendwie nicht so recht Lust. Mit einer kleinen Ausnahme – auf dem Weg von Arles nach Saintes Maries kommen wir immer am Camargue-Museum vorbei – und genau das war auch in dem Sammelticket enthalten. Also haben wir die Gunst der Stunde genutzt und uns dieses kleine Museum noch angeschaut. Wir hätten vermutlich nicht das Gefühl gehabt, etwas wichtiges verpasst zu haben, wenn wir es nicht gesehen hätten, aber es gab hier doch auch noch mal ein paar Informationen zum Leben in der Camargue im Laufe der Zeit. In der Umgebung des Museums kamen wir auf dem Weg (Straße wäre zu viel gesagt) an einigen Schlaglöchern (Krater wäre passender) vorbei, die gut mit Wasser gefüllt waren (angeblich soll es hier zuletzt immer mal geregnet haben). So weit, so normal – dass sich in solchen Pfützen dann allerdings auch gleich Frösche ansiedeln, war mir neu.
Zurück in Saintes Maries haben wir unsere ungewohnt frühe Rückkehr genutzt, uns den Ort noch mal bei schönem Wetter anzuschauen und dabei auch der Kirche einen Besuch abzustatten. Zunächst ging es hinauf aufs Dach der Wehrkirche, von dem aus man einen schönen Blick auf den Ort hat. Danach schauten wir uns die Kirche auch von innen an.
Auf dem Rückweg zum Campingplatz stellten wir dann fest, dass scheinbar die Schwarzkopfmöwen inzwischen offiziell eingetroffen sind, jedenfalls waren am Strand einige Tiere unterwegs. Also haben wir uns auch noch mal kurz die volle Fotoausrüstung geholt (im Ort hatten wir nur eine Kamera und auch nur ein Standardobjektiv dabei) und haben vor dem Abendessen noch eine kleine Runde gedreht. Danach sind wir dann zum Abendessen noch mal in den Ort hinein – morgen werden wir dann noch mal selber Essen machen, nach unserer morgigen Tour werden wir fürs Essen gehen keinen Nerv mehr haben.
Kommentare
2 Antworten zu „Tag 12 – Arles – Das Eingangstor zur Camargue“
Ich muss Peter mit seinem Kommentar von gestern zustimmen: Es ist geradezu unglaublich, was Ihr alles in einen Tag packen könnt! Sehr schön!
Viel Erfolg für den Donnerstag!
So voll sind unsere Tage noch nicht mal. Wir fangen halt recht früh an (um 7 Uhr klingelt der Wecker, wir verlassen den Platz normalerweise vor 9 Uhr. Und da das Abendessen hier in Südfrankreich ja in der Regel auch nicht um 18 Uhr, sondern eher später ist, passt das hervorragend. Wir essen dann do gegen 19:30 Uhr zu Abend, dann wird noch Blog geschrieben und Bilder gesichtet. Wir hatten auch schon Urlaube, bei denen wir abends nicht mal mehr auf den Zeltplatz fahren durften, sondern das Auto draußen stehen lassen mussten. Von daher ist das hier gerade richtig entspannt 🙂