Tag 8 – Pont du Gard, ein eindrucksvoller Beweis römischer Ingenieurskunst

Heute haben wir schon beim Aufstehen gehört, dass wir nicht draußen frühstücken würden – es war auch heute wieder sehr windig. Nachdem dann auch noch Regen dazukam, haben wir unseren ursprünglichen Tagesplan verworfen, der nach der gestrigen Pause endlich mal wieder Vogelbeobachtung beinhaltet hätte. Aber das hätte heute wohl nichts gebracht, da die Vögel zu sehr damit beschäftigt gewesen wären, sich irgendwo festzukrallen, um nicht weggeweht zu werden.

Glücklicherweise haben wir noch ein paar Ausweichziele im Angebot – und so ging es heute ein Stück ins Landesinnere, zum Pont du Gard. Dabei handelt es sich um einen Teil des Aquädukts von der Quelle bei Uzès nach Nîmes, um eines der am besten erhalten und prachtvollsten römischen Baudenkmäler in Europa. Als wir ankamen, goß es in Strömen, aber dank Regenradar waren wir sehr zuversichtlich, was die weitere Entwicklung anging. Also warteten wir den heftigsten Regen im Auto ab. Wir lagen damit auch vollkommen richtig, denn schon kurze Zeit später wurde der Regen deutlich schwächer und dann kam auch bald die Sonne raus.

Der Pont du Gard bei unserer Ankunft – trotz der trüben Umgebung beindruckend.

Wir kamen am rechten Ufer des Flusses Gardon an, dessen Bett überbrückt wurde und mussten daher zunächst zu Fuß auf der untersten Ebene den Aquädukt überqueren. Kaum vorstellbar, dass diese Ebene künstlich verbreitert worden war, um sie als Autobrücke zu nutzen. Die Veränderungen, die tatsächlich das Bauwerk selbst betrafen, wurden mittlerweile rückgängig gemacht, die „Fahrbahn“ von damals hat man allerdings als Fußgängerbrücke beibehalten.

Auf der linken Flussseite ist dann das Zentrum mit Museum, Filmvorführraum und Kinderbespaßung. Das Museum haben wir uns dann auch angesehen, vor allem ein Bereich, in dem sie sämtliche Teile des Aquädukts nach Nîmes beschrieben und in Modellen dargestellt hatten, war sehr interessant.

Danach machten wir einen kleinen Spaziergang im Gelände (es ist immer wieder interessant wie wenig Menschen man begegnet, wenn man sich ein paar Meter vom Objekt weg bewegt). Es gab noch einen weiteren alten Teil des Aquädukts zu erkunden und außerdem waren mehrere Aussichtspunkte beschrieben, von denen man einen schönen Blick auf den Pont haben sollte. Dazu mussten wir zunächst an 1000 Jahre alten Olivenbäumen vorbei, die allerdings zugegebenermaßen hierher umgezogen wurden. Die Runde hat sich auch wirklich gelohnt – zum einen natürlich für die römischen Ruinen, aber auch für die Tier- und Pflanzenwelt. Wir haben Provence-Grasmücken (möglicherweise waren es auch Weißbart-Grasmücken) gehört und sehr kurz gesehen (aber leider nicht vor die Linse bekommen). Außerdem konnten wir wieder an verschiedenen Stellen das Riesen-Knabenkraut finden und stießen auch noch auf eine andere Orchidee, eine Ragwurzart. Außerdem fanden wir zahlreiche kurzstielige Schwertlilien, eine Narzissenart und natürlich auch sonst noch das eine oder andere an hübschen Blühpflanzen.

Ein 1000 Jahre alter Olivenbaum.
In der Nähe des Aquädukts war Ginster in voller Blüte.
In der Region werden auch Oliven angebaut.
Bald hatten wir weitere Teile des Aquädukts gefunden.
Der Kontrast zwischen belassenem und bearbeiteten Teil ist auffällig.
Ein Löwenmäulchen wuchs zwischen den Steinen des Aquädukt.
Riesen-Knabenkraut.
Eine Ragwurzart.

Die versprochene Aussicht auf den Pont du Gard war tatsächlich bemerkenswert, zumal wir von der Seite aus inzwischen herrlichen Sonnenschein auf das Bauwerk hatten. Entsprechend nutzten wir auch auf Bodenniveau nochmal die Gelegenheit, von der „Rückseite“ aus ein paar Blicke darauf zu werfen und ein paar Bilder zu machen – und auch hier fanden wir noch ein paar hübsche Orchideen.

In der Nähe des Aquädukt befand sich auch eine prähistorische Grotte.
Katzen schauen sich das Treiben aus der Distanz an.

Dann wurde es Zeit weiterzuziehen – wir hatten noch ein paar weitere Ziele in der Umgebung auf dem Plan. Den Anfang machten wir in Barbentane, wo ein schönes, leider derzeit nicht öffentlich zugängliches Schlösschen steht. Aber zumindest einen Blick von außen konnten wir durch das Gatter erhaschen – und nicht mal der wachhabende Rauhaardackel hat sich beschwert. Außerdem haben vor dem Ort noch eine alte Windmühle entdeckt, bei der wir natürlich auch kurz angehalten haben.

Le Moulin de Bretoule bei Barbentane.

Von dort ging es weiter zur Abbaye Saint Michel de Frigolet, einer Abtei der Prämonstratenser mit einer durchaus sehr sehenswerten gotischen Basilika.

Von der Abtei ging es weiter nach Tarascon, wo ebenfalls ein altes Schloss wartete. Für den Besuch waren wir leider zu spät dran, sie hatten den Einlass bereits geschlossen. Also konnten wir das Schloss nur von außen und ansonsten eben die Innenstadt besichtigen. Dort wollten wir eigentlich noch die Kirche Sainte-Marthe besichtigen, in deren Krypta der Sarkophag der Heiligen steht. Der Legende zufolge ist sie zusammen mit ihren Geschwistern Maria und Lazarus vor der Christenverfolgung im Heiligen Land nach Frankreich geflohen und hier die Stadt vor der Tarasque, einem menschenfressenden Dachen, gerettet haben soll. Die Kirche hätte auch laut Aushang noch offen sein sollen, war aber leider ebenfalls schon zu. Nun gut, dann haben wir uns eben noch die Innenstadt mit malerischen Gassen mit hübschen Arkaden angeschaut. Dann wurde es allerdings auch schon langsam Zeit für den Heimweg – schließlich wird uns ja heute Nacht eine Stunde Schlaf geklaut…

Der Innenhof des Chateau war noch zugänglich.
Die Tarasque – mehr Schildkröte als Drache. Legenden!
Das Hotel de Ville von Tarascon – das Zentrum ist schön aber etwas heruntergekommen.
Arkaden im Stil der Rue des Halles waren im benachbarten Languedoc sehr verbreitet, in dieser Region aber einmalig.

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Kommentare

3 Antworten zu „Tag 8 – Pont du Gard, ein eindrucksvoller Beweis römischer Ingenieurskunst“

  1. Avatar von Günter
    Günter

    Das ruft Erinnerungen an meine Schulzeit wach mit tartarin de Tabasco von Alphons Dautet aus der module de Dautet
    Günter

  2. Avatar von Günter
    Günter

    Natürlich muss es heißen Tarascon

  3. Avatar von Joachim

    Ihr habt aber auch echt Pech mit dem Wetter. 🙁 Wir drücken die Daumen, dass das den Rest Eures Urlaubs noch besser wird. Aber Ihr macht ja das Beste draus und habt schon viel gesehen. Alte Gebäude sind ja nicht so mein Ding, aber Eure Naturfotos sind wieder toll. (Die von den Gebäuden eingeschränkt natürlich auch 😉 )