Tag 7 – Avignon

Heute war es schon beim Frühstück ziemlich windig, so dass wir kurz entschlossen drinnen gegessen haben – dafür hat man ja schließlich einen ordentlichen Esstisch im Wohnbereich stehen.

Da heute mit Avignon unsere nächste Stadtbesichtigung anstand, war das auch alles gar nicht so schlimm, in der Stadt ist man ja meist etwas weniger wetterabhängig als draußen in der Natur. In Avignon haben wir uns einen Parkplatz auf der Île de Piot rausgesucht, der sowohl für Avignon selbst als auch für Villeneuve-lès-Avignon, das wir uns danach anschauen wollten, sehr günstig liegt. Beim Aussteigen haben wir erst mal gemerkt, dass wir das Urlaub machen definitiv wieder üben müssen – wir haben nämlich den Reiseführer, in dem wir eine schöne Runde durch Avignon gefunden haben, in der Hütte vergessen. Aber gut – es gibt ja das Office de Tourisme, dort findet man ja meistens auch Stadtpläne und in denen wiederum gibt es ja dann doch den einen oder anderen Hinweis auf Sehenswürdigkeiten.

Der Papstpalast bestimmt das Bild von Avignon.
Die Altstadt ist nahezu komplet von einer mittelalterlichen Stadtmauer umgeben.

Zunächst ging es also nach Avignon. Durch die verwinkelten Gassen der Altstadt haben wir uns zunächst zur Touri-Info durchgekämpft (die Ausschilderung war grundsätzlich absolut korrekt, aber hin und wieder wäre der Hinweis, dass man noch auf dem richtigen Weg ist, auch ganz nett gewesen) und dort auch tatsächlich einen Stadtplan ergattert. Mit unserer neuen Beute ausgestattet, machten wir uns auf den Weg in Richtung des Papstpalastes – natürlich nicht auf geradem Weg, sondern immer schön durch die kleinen Gässchen, damit wir einen guten Eindruck von der Stadt bekommen. Die Altstadt ist auch in weiten Teilen absolut sehenswert, die engen Gassen sind Einkaufsstraßen und die meisten Läden sind liebevoll hergerichtet und dekoriert. Dazu kommen noch an vielen Eckhäusern kleine Nischen mit Heiligenfiguren – insgesamt einfach schön! Aber auch die Hauptstraße konnte sich sehen lassen: wir kamen am Rathaus und am Theater vorbei, beides natürlich belagert von Touristen, die unbedingt Bilder machen wollten…

Die Banque de France hat sich zum Restaurantbetrieb umorientiert.
Das Hotel de Ville am Place de l’Horloge.
Am Place de l’Horloge steht auch ein kleines Karussell – wir haben auf eine Fahrt verzichtet.

Und dann standen wir vor dem Papstpalast, dem Kernstück unseres Stadtbesuchs. Nach einer kurzen Sicherheitskontrolle kamen wir hinein und wurden gleich mit der aktuellen Technik ausgestattet: jeder von uns bekam ein Tablet in die Hand gedrückt, mit dem man in verschiedenen Räumen des Palasts an sogenannten Zeitportalen einen Code einscannen konnte und dann auf dem Bildschirm eine rekonstruierte Darstellung des jeweiligen Raumes angezeigt bekommen hat – dazu noch Informationen, die man sich direkt auf dem Bildschirm anzeigen lassen konnte (inklusive einer Schatzsuche).
Insgesamt fanden wir das eine sehr interessante Ergänzung, sie birgt allerdings die Gefahr, dass man sich dann nur noch auf die rekonstruierten Bilder stürzt und darüber die tatsächlich ja vorhandenen Räume etwas vernachlässigt.
Für uns etwas ungünstig war die Regel, dass man in „Räumen mit bemalten Wänden“ (also Fresken etc.) nicht fotografieren durfte – und da wir uns im Gegensatz zu etlichen anderen Touristen an solche Regeln halten, haben wir von den entsprechenden und zum Teil sehr schön anzusehenden Räumen natürlich keine Bilder. Vielleicht ist das ja auch ein Marketing-Trick – wir haben uns beim abschließenden Besuch des Shops noch einen Führer zum Palast mit zahlreichen Fotos eben jener Räume gekauft 😉
In den Rundgang integriert war ein optionaler Abstecher in den inneren päpstlichen Garten, der noch als schöne Anlage erhalten (bzw. rekonstruiert) ist.

Von der Terasse hatten wir einen schönen Blick auf die Stadt.

Als wir dann aus dem Palast draußen waren, war es an der Zeit, die berühmte Brücke (bzw. die rekonstruierte Hälfte davon) aufzusuchen. Auf dem Weg dorthin machten wir noch einen Abstecher durch die neben dem Papstpalast gelegene Parkanlage, wo Spuren keltischer Besiedlung gefunden wurden. Von dort ging es dann weiter auf die Brücke – auf der wir allerdings nicht getanzt haben.

Dann war es auch schon an der Zeit, nach Villeneuve-lès-Avignon zu wechseln, denn dort wollten wir um 15 Uhr einen Kreuzweg besuchen. Als wir an der Kirche ankamen, hatten wir aber noch etwas Zeit, so dass wir zuerst noch einen Spaziergang durch die Altstadt einschieben konnten, die mit ihren mittelaterlichen Gassen auch sehr schön ist. Der Kreuzweg war halt natürlich auf französisch (und nein – mein Schulfranzösisch reicht dafür nicht mehr) – und mit 1 1/4 Stunden etwas länger, als ich Kreuzwege in Erinnerung habe. In der Zeit hätte man ja eine ganze Karfreitagsliturgie geschafft! Aber gut, ich war ja schon froh, dass ich für heute überhaupt in einer der für uns interessanten Städte etwas gefunden habe, denn Karfreitag ist hier ja kein Feiertag. Nach dem Kreuzweg konnten wir dann noch unseren Rundweg durch die Altstadt vervollständigen, der im Idealfall noch mit einem Besuch der Festung geendet hätte – aber dort war der letzte Einlass um 16 Uhr, das haben wir also leider nicht mehr geschafft.

Die Echse scheint einer Legende der Stadt zu entstammen.
Oberhalb von Villeneuve-lès-Avignon liegt das Fort Saint-André.

Danach ging es noch einmal zurück nach Avignon, wir wollten noch eine Kleinigkeit essen. Wir wurden auf dem Vorplatz von Rathaus und Theater fündig, das Lokal war uns bei unserem ersten Rundweg aufgefallen. Wir taten uns also an einer Quiche Lorraine und einer Tarte Provencale (Quasi das gleiche, aber mit Gemüse statt Schinken) gütlich, bevor wir nach einem kleinen Einkaufsstopp zurück zur Hütte gefahren sind. Auf dem Weg zurück haben wir erst wirklich gemerkt, wie günstig unser Parkplatz gelegen war – in allen anderen Richtungen war Stau. In der Hütte angekommen, haben wir uns dann noch einen gemütlichen Abend gemacht.


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Kommentare

4 Antworten zu „Tag 7 – Avignon“

  1. Avatar von Gab
    Gab

    Euer Eintauchen in die Vergangenheit liest sich sehr interessant. Da hattet Ihr also wieder einen herrlichen Urlaubstag. Und Eure Hütte hat sich ja voll bewährt.

  2. Avatar von Lucie
    Lucie

    À propos Heiligenfiguren, die in Avignon an vielen Häuserecken zu finden sind: Um welche heiligen Marien handelt es sich eigentlich bei Eurem Urlaubsort?

    1. Avatar von Eva

      Liebe Lucie,
      bei den Heiligen Marien von Saintes-Maries-de-la-Mer handelt es sich um Maria Salome, die Frau des Zebedäus und Mutter von Johannes und Jakobus, und um Maria Kleophae, die Frau des Kleophas. Die beiden sollen der Legende zufolge vor der Christenverfolgung per Schiff geflohen und hier unten angelandet sein. Dabei wurden sie möglicherweise von einer Sklavin, der Schwarzen Sara, begleitet, die in der Folge hier als Schutzpatronin der Gitans verehrt wird – deswegen ist Saintes-Maries-de-la-Mer ein Wallfahrtsort der französischen Roma.

  3. Avatar von Lucie
    Lucie

    Vielen Dank für die ausführliche Recherche und Antwort! Toll!
    Frohe Ostern