Heute sind wir eher zu unserer normalen Urlaubszeit aufgestanden – so gegen 7 Uhr. Wir wollten schließlich einigermaßen früh los, um genug Zeit für Nîmes zu haben – da für heute immer wieder Regenschauer angekündigt waren (die sich auch tatsächlich an diese Vorhersage gehalten haben!), wollten wir heute lieber in eine Stadt als zu einer Vogelexkursion. Nach einem schnellen Frühstück (im Zelt, es war windig und hat etwas geregnet) sind wir dann auch zügig los und waren gegen halb 10 in Nîmes.
Wir haben ein Parkhaus direkt an der Arena gefunden und haben unsere Runde entsprechend auch dort begonnen. Die Arena von Nîmes ist das am besten erhaltene römische Amphitheater der Welt, was natürlich daran liegt, dass sie im Lauf der Zeit immer wieder für verschiedene Zwecke genutzt wurde. Sie war schon Unterkunft für Ritter, aber auch komplett zugebaut als eigenes eher ärmliches Stadtviertel. Unter Napoleon wurden die innenliegenden Gebäude wieder komplett abgerissen und die Arena bekam wieder ihr klassisches Erscheinungsbild.
Von der Arena aus machten wir uns auf den Weg zum Maison Carrée, einem gut erhaltenen (und natürlich auch teilweise rekonstruierten) römischen Tempel, der allerdings keinem der „klassischen“ Götter, sondern den Enkeln des Augustus gewidmet war und damit den imperialen Kult förderte. Da das Gebäude im Lauf der Zeit ebenfalls schon einige sehr verschiedene Verwendungszwecke hatte (vom Getreidespeicher bis zum Museum der schönen Künste war eigentlich fast alles irgendwann mal dabei), ist von der ursprünglichen Einrichtung nichts mehr übrig und man bekommt im Innenraum „nur“ verschiedene Informationen über den Kaiserkult. Interessant ist die Rekonstruktion er Inschrift über der Eingangstür. Ursprünglich waren hier Metallbuchstaben angebracht, die aber im Lauf der Jahrhunderte verschwunden sind. Übrig blieben die Löcher, in denen die Buchstaben befestigt waren. Im 18. Jahrhundert wurde anhand dieser Löcher die Inschrift rekonstruiert – vorher nahm man an, dass es sich um einen Tempel des Jupiter gehandelt hatte.
Nachdem wir im Maison Carrée alles gesehen hatten, wollten wir eigentlich die Kathedrale Notre Dame et Saint Castor besichtigen, aber die hat leider dienstags geschlossen. Zum Ausgleich gingen wir zur Kirche Saint Baudile, die vor allem durch ihre fantastischen Glasfenster bestach, Danach „mussten“ wir eine Mittagspause einlegen – denn der alte römische Wachturm, der noch in unserer Tageskarte enthalten war, macht über Mittag zu. Und da unser Plan für heute ohnehin vorgesehen hatte, mittags in Nîmes essen zu gehen und dann abends am Zelt nur noch eine Kleinigkeit zu essen, haben wir uns in einem Bistro das klassische Mittagessen eines britischen Seemonsters gegönnt: Fish and Ships (ja, es stand wirklich so auf der Karte!). Offensichtlich bauen aber entweder die Franzosen oder die Engländer ihre Schiffe aus frittierten Kartoffelstäbchen und so war die Beilage deutlich weniger hölzern als zunächst befürchtet.
Nach dem Essen ging es also dann weiter zum Jardin de la Fontaine, in dem die Quelle des namensgebenden Flusses liegt – und der Tour Magne, eben jener römische Turm, von dem wir die Aussicht über die Stadt genießen wollten. Zunächst besichtigten wir jedoch noch im unteren Teil der Parkanlage die Ruine eines Diana-Tempels.
Danach ging es dann durch eine hübsche Anlage den Hügel hinauf zum Turm. Dieser wurde von den Römern direkt über einem alten gallischen Turm errichtet – was dem Turm fast zum Verhängnis wurde, denn es gab eine Prophezeiung von Nostradamus, die von einem Bauern so interpretiert wurde, dass unter dem gallischen Turm ein großer Schatz aus Gold und Silber zu finden sein müsste. Er erwirkte also eine Genehmigung beim König, den gallischen Turm abtragen zu dürfen – dafür sollte ein großer Teil der gefundenen Schätze an den König gehen. Tatsächlich war dort natürlich nicht eine einzige Münze zu finden, aber der Turm wurde so instabil, dass er aktuell wohl nur noch aufgrund einer später eingezogenen zentralen Säule noch steht. Das ist allerdings ein Glück, denn von oben hat man in der Tat einen schönen Blick über die Stadt, auch wenn es bei unserem Besuch etwas windig war.
Abschließend machten wir dann noch einen Spaziergang durch die Stadt zurück zu unserem Parkhaus und klapperten dabei noch ein paar kleinere unterschiedlich bedeutsame Artefakte ab, die in den meisten Fällen in irgendeiner Form mit der römischen Vergangenheit der Stadt in Verbindung standen. Zuletzt machten wir noch einen kleinen Halt in der Kirche der Heiligen Perpetua und der Heiligen Felicitas.
Auf dem Heimweg waren wir dann noch kurz einkaufen und freuten uns auf einen gemütlichen und ereignislosen Abend am Zelt – aber da haben wir die Rechnung ohne das Wetter gemacht. Offensichtlich haben die Sturmböen heute die Heringe unseres Vorzelts herausgerissen – aber zum Glück hat ein freundlicher Nachbar (wir wissen nicht wer, vielleicht werden wir es auch nicht herausfinden) wohl recht schnell neue Heringe reingeschlagen und alles wieder festgezurrt. Trotzdem ist uns in Anbetracht der aktuellen Wettervorhersage nicht ganz wohl bei der Sache (fürs erste ist das Schlimmste überstanden, aber zum Wochenende soll es wieder phasenweise stürmisch werden) und daher werden wir morgen früh an der Rezeption anfragen, ob sie noch eine ihrer Hütten freihaben, in die wir dann für die restliche Zeit einziehen können. Im Zelt zu bleiben, wäre uns zwar lieber, aber wir bevorzugen so insgesamt dann doch ein Dach überm Kopf, bei dem wir keine Bedenken haben müssen, dass es wegfliegt, während wir nicht da sind…
Kommentare
3 Antworten zu „Tag 4 – Nîmes“
Das war wohl in der Tat ein erlebnisreicher Tag. Für morgen wünsche ich Euch weniger Regen, dafür viel Sonnenschein und etliche (mehr oder weniger schräge) neue Vögel.
Vor allem aber hoffe ich, dass Ihr eine trockene Hütte ergattert!
Glücklicherweise seid ihr mental ja nicht so abhängig vom Wetter wie ich das wäre, und so klingt euer Tagesbericht doch recht positiv. Heute und morgen soll es ja wieder etwas besser werden, da soll auch die Sonne wieder herauskommen. Und nach einem eher durchwachsenen Osterwochenende klingt die Vorschau für die nächste Woche ab Montag recht optimistisch! Dann hoffe ich mal, dass eure wunderschönen Bilder jetzt auch wieder sonniger werden, denn irgendwie gehört das ja auch zu einem schönen Urlaub. Ich hoffe, ihr könnt heute Nacht gut schlafen!
Guten Morgen,
Da hattet Ihr gestern ja einen ereignisreichen Tag.
Zum Glück gibt es auf Campingplätzen aufmerksame Nachbarn. Für heute wünsche ich Euch besseres und wärmeres Wetter damit Ihr weiterhin so tolle Ausflüge machen könnt, ohne Sturm- und Wasserschaden.